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Das Bootsmaterial, dessen Entwicklung und Technik

Übersicht:
+ Der Anfang
+ Das Rennrudern
+ Riemenentwicklung - I. Vollholz Riemen
+ Riemenentwicklung - II. Hohlriemen, moderne Blattform
+ Riemenentwicklung - III. Faserverstärkte Holzriemen
+ Riemenentwicklung - IV. Kohlefaser Riemen
+ Bild: Aufbau des Riemen / Skull
+ Klemmringe / Manschetten
+ Das Steuer
+ Der Rollsitz
+ Die Dollen
+ Die Ausleger
+ Das Ergometer
+ Die Stemmbretter
+ Das Boot
+ Bild: Rennboot / Gigboot / Bootsklassen


Literaturhinweise / Quellen

Der Anfang

Die ersten Boote waren sicherlich einfache Baumstämme oder Flöße aus Bambus oder Schilf, aus Tierbälgen oder Kürbisschalen, aus Binsengeflecht, aus Häuten und Baumrinden. Das Material das dabei in der näheren Umgebung verfügbar war, war bei der Wahl oft ausschlaggebend.
Die ersten Antriebsmittel waren Bündel von Ästen, Schilf oder einfache Stangen, mit denen man sich auf dem Grund abstieß. Dort wo kein Grund erreichbar war, nagelte man kleine Bretter auf die Stangen und benutzte sie wie die heutigen Stechpaddel. Unter unbewußter Anwendung des Hebelgesetzes wurden irgendwann die Paddel an die Bootswand angebunden und so ein effektvoller Ruderschlag erzielt. Boote mit Riemenantrieb wurden nicht nur zum Fortbewegen oder Arbeiten verwendet, sondern auch als Kampfboote eingesetzt (Ägypter, Römer, Wikinger). So wurde z. B. im alten Ägypten die Fortbewegung auf dem Wasser mit Hilfe von Booten und Rudern praktiziert, die vor allem für Handel und Nahrungserwerb gedacht war.

Die ersten bildlichen Darstellungen von Booten findet man in Ägypten. Hergestellt wurden diese Boote jedoch aus der Papyrusstaude, da die Ägypter über keine Baumstämme von entsprechender Größe verfügten. Sie hatten ein hochgezogenes Bug und Heck und waren richtungsweisend für die Schiffe in der Antike.

Für die damalige Zeit war es eine Kunst, Schiffe mit übereinanderliegenden Ruderbänken - bis zu fünfstöckig - mit den dazugehörigen Riemen herzustellen. Es gehört sehr viel Übung dazu, mit vielen übereinander angeordnet sitzenden Menschen vollendet zu rudern. Die Phönizier haben diese Biremen (Schiffe mit 2 Ruderbänken übereinander) zum erstenmal ca. im 4 Jahrhundert v. Chr. gebaut. Die Griechen entwickelten Ihrerseits Schiffe mit 3 Ruderbänken übereinander. Die Schiffe wurden unwesentlich schwerer, gewannen aber an Schnelligkeit durch die zusätzlichen Ruderer.

Das bislang älteste seetüchtige Ruderboot im skandinavischen Raum ist das Nydamboot, dessen Alter auf etwa 300 nach Christus geschätzt wird. Das Boot ist heute im Museum Schleswig zu besichtigen und hat eine Länge von 22,84 m bei einer größten Breite von 3,26 m und einer Tiefe von 1,02 m. Es bietet auf jeder Seite Platz für 18 Ruderer.

Aus dem Paddeln von Einbäumen, Fell- und Rindenbooten hat sich nach einer langen Entwicklung das Ruderboot herausgebildet, das immer weiter verfeinert worden ist und wird.

Der Mensch hat in seiner Entwicklungsgeschichte immer mehr Zeit für kulturelle Dinge und andere Freizeitaktivitäten gewinnen können. Das Kräftemessen zu seiner Freude ist auch aus frühen Kulturen bekannt. So fand denn auch das erste Wettrudern 1715 in England zwischen den Berufsschiffern und Fährleuten statt. Mit dem Wettrudern setzte ein Prozess ein, der das Material weiter verbesserte und optimierte.

Ein Ruderkamerad hat für die stuttgarter Ruderregion mal die noch weiter zurückliegende Geschichte des Ruderns aufgearbeitet: Unter www.rudern-in-stuttgart.de/geschichte wird man da fündig (öffnet separates Fenster bzw. Tab).

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Das Rennrudern

Das heutige Rennrudern hat seinen Ursprung in England. Schon im Jahre 1715 richtete ein Schauspieler namens Dogget eine Wettfahrt für junge gelernte Fährleute aus, bei der er als Preis einen roten Rock (Coat und ein am Arm zu tragendes Ehrenzeichen (Bodge) aussetzte.

Die Barken im 17. Jahrhundert waren ein Zeichen von Rang und Würde. So hatte jeder Rang eine bestimmte Bootsgröße, die bewegt werden durfte. So durften sich die Herzöge nur mit einer Barke von acht Ruderern auf den Flüssen bewegen, die Earls nur mit einer Barke von sechs und der niedere Adel nur mit vier oder zwei Ruderern. Alle Boote hatten feste Sitzbänke und waren etwa 1,3o m breit. Die Riemen waren vierkantig etwa 5 m lang und am Griff rund. Diese Barken haben zwar nichts gemeinsam mit den heutigen Ruderbooten, sie sind aber als Vorläufer unserer Sportruderboote an­ zusehen.

Weil die Söhne der Adligen an ihrem Studienort nicht auf ihre gewohnten Vergnügungsfahrten verzichten wollten, brachten sie ihre Boote mit an die Colleges, Sie mussten sie jedoch selbst rudern, da ihnen dort keine Diener zur Verfügung standen. Hieraus hat sich vermutlich der Rudersport entwickelt, der von den englischen Universitäten begeistert aufgegriffen und gefördert wurde.

Das von der Universitätsmannschaft Oxford 1829 gefahrene erste Ruderboot hatte eine Läge von 14 m und wog 440kg. Das noch erhaltene Boot aus dieser Zeit hatte keine Ausleger, keine Stemmbretter und keinen Rollsitz.
Die Ruderer saßen "verschränkt" im Boot, um den erforderlichen Mindestabstand zur Dolle zu erreichen, die auf der obersten Planke montiert war.

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Die Entwicklung des Ruders (Riemen und Skulls)

..... ist fast so alt wie die des Bootes. Man kann sie in vier Entwicklungsphasen einteilen:

I. Vollholz Riemen
Die Riemen der Anfangsgeneration waren von unterschiedlicher Länge und aus vollem Holz. Die Blätter waren meistens lang und schmal und wuchsen aus dem Ruderschaft heraus. Heute kann man noch in der Berufsschiffahrt diese robusten Riemen entdecken.

II. Hohlriemen, moderne Blattform
Gegen Anfang des 18.Jahrhunderts wurde der Riemen weiterentwickelt, als die Engländer das Rudern zum Wettkampfsport machten. Man erkannte das leichtere Riemen besser zu bewegen waren, so entstanden neben Verbesserungen am Boot (Rollsitz und Ausleger) die hohlen Riemen und Skulls.
Neben Variationen der Profile bei Riemen und Skulls wurde mit der Zusammensetzung des Holzes experimentiert. Es entstand eine Vielzahl verschiedenartiger Verleimungen von leichten und steifen Hölzern. Am Blatt wurden anfänglich kaum Veränderungen vorgenommen. Erst in den fünfziger Jahren änderte sich dies, als Karl Adam die Hebelwirkung der einzelnen Riemen bzw. Skulls auf die verschiedenen Bootstypen abstimmte. Es gab eine Neubelebung bei der Herstellung von Riemen und Skulls. Nun wurde auch mit den Blättern experimentiert. So entstanden insgesamt 12 Riemen und 8 Skullblätter-Modelle. 1956 nach den deutschen Erfolgen bei der EM in Macon/Frankreich beruhigte sich der Markt. Nun wurden überwiegend die Blattform hergestellt die in Macon gewonnen hatten. Das "Maconblatt" gibt es bis auf kleine Änderungen heute noch.

III. Faserverstärkte Holzriemen
Die Entwicklung von Kohlefasern für die Raumfahrt führte zur Weiterentwicklung der Riemen und Skulls. Durch diese hochsteife und leichte Faser konnte die Eigenschaft der Durchbiegung Verbessert werden. Bei der Olympiade '72 sah man die ersten kohlefaserverstärken Riemen. Der Durchbruch der Kohlefaser erfolgte 1973, nachdem P.M. Kolbe in Moskau mit faserverstärkten Skulls Europameister wurde.

IV. Kohlefaser Riemen
Ingenieure des Instituts für Flugzeugbau der Universität Stuttgart denen eine Rohrwickelanlage zur Verfügung standen, machten bereits 72/73 die ersten Versuche mit Voll-Kohlefaser Riemen. Jedoch wurden die Versuche bald eingestellt, da zu dieser Zeit der Kilogramm-Preis bei über 1000 DM lag.
Mit der Verbesserung der Technik und steigender Nachfrage bei der Wirtschaft wurde die Kohlefaser erschwinglich, so tauchten im zunehmenden Maße Riemen und Skulls aus diesem Material auf. Die Entwicklungsarbeiten wurden bei Empacher wieder aufgenommen und erfolgreich weitergeführt. Das führte in den letzten Jahren dazu, daß sich die neue Bauart nicht nur im Rennbereich durchsetzte sondern seinen Siegeszug auch in der Freizeitruderei verstärkte. Bis heute nimmt der Anteil der neuen Riemen und Skulls aus Voll-Kohlefaser (CfK) in den Vereinen stetig zu.Der Vorteil der CfK-Bauweise liegt in der Leichtigkeit und der variierbaren Eigenschaften durch die Anordnung des Kohlenstoffgewebes. Neben dem verbesserten Windwiderstand sind die neuen Riemen und Skulls haltbarer und pflegeleichter.Im gleichen Zeitraum wurde das Blatt verändert. Der Griff und der Schaft des Blattes erhielten eine exaktere Passung, so daß ein Auswechseln dieser Teile möglich wird. So lassen sich z. B. spezielle Blätter für das Beckenrudern im Winter einsetzen. Die Manschette mit Klemmring wurde ebenfalls neu angefertigt und sind durch ihre neue Bauform flexibler einsetzbar.

Bild: Aufbau von Riemen und Skulls

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Manschetten

Ursprünglich handelte es sich hierbei um Leder, das vor dem Rudern eingefettet wurde und sich damit in den Messingdollen leicht drehen ließ. Auch hier hielt der Kunststoff einzug: Erst wurden diese durch Mipolam (PVC Produkt), später durch Schrumpfschläuche ersetzt. Diese Technilk wird auch heute noch eingesetzt. Ein Schlauchtei wird einfach über den Schaft gezogen und dann unter ständigem Drehen erhitzt bis sich dieser zusammenzieht und fest anliegt. Diese "Belederung" benötigte weit weniger Fett in den Messingdollen, bei Kunststoffdollen kann man sogar auf das einfetten verzichten.
Mit den modernen runden Schaftformen der Kohlefaserskulls / -riemen kam eine neue Variante der Manschette auf. Diese besteht aus vorgefertigten Kunststoffteile die am Schaft mit etwas Kleber und einer Schraube befestigt werden. Passend dazu gibt es Klemmringe und Dollen um ein optimales Zusammenspiel aller Komponenten zu gewährleisten.

Klemmringe

Die Klemmringe sind immer im Zusammenhang der Manschetten entwickelt worden, da bei Veränderung der Manschetten die Klemmringe auch angepaßt werden mußten. Die ersten waren aus Aluminium, die mit einer Lederschicht versehen waren. Kunststoff verbesserte auch hier die Handhabung und der Materialverschleiß ließ sich reduzieren. Mit der Kunststoffmanschette bilden die Klemmringe den heutigen Standard.

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Das Steuer

Das Steuer hat auch einige Entwicklungsschritte hinter sich gelassen. Bei einer Steuerbewegung wird bei den herkömmliche Steuer wie sie in GigBooten verwendet werden (Hecksteuer), mit größerem Einschlag des Steuers die Umlekbewegung des anströmenden Wassers vergrößert. Im gleichen Maße wie das Steuer größer wird, vertärkt sich der Widerstand. Um diesen zu minimieren entwickelte man Steuer die klein sind und eine möglichst große Steuerwirkung haben.
Das Profilsteuer war ein bewegliches Endteil am hinteren Ende des Bootes war aber noch nicht optimal. Die Verlegung des Steuers unter das Boot brachte Verbesserungen (Flossensteuer) da es dort komplett von Wasser umgeben war. Eine Steigerung der Verbesserung erreichte man das Steuer mit einem großen profilierten Schwert verband. Diese Entwickulung geht auf die Bootswerft FISO zurück. Das Steuerblatt ist quasi in einer Flosse integriert. Die letzen beiden Steuerarten sind heute bei Rennbooten zu finden.

Bei älteren Rennbooten anzutreffen: Diese Art des Steuers Moderne Steuer haben das bewegliche Steuer vor oder in die Flosse integriert, die sich unter dem Boot in Richtung Heck befindet

Ein Sonderfall als Steuer baute die Bootswerft Pirsch, es befand sich außerhalb des Wassers und wurde per Seilzug nur zum Steuern eingetaucht (wie bei Kajakts / Faltbooten).

Das Prinzip aller Steuer ist aber das Gleiche: Vorbeiströmendes Wasser wird umgelenkt. Wasser mit Luft (Hecksteuer) hat weniger Wirkung als ein gleich großes Steuer, das vollständig vom Wasser umströmt wird.
Bei allen ist auch gleich: Wer keine Fahrt durch das Wasser macht, der hat auch keine Steuerwirkung. Dies kann eintreten bei Fahrten mit der Strömung / Wind. Aus dem Grund legt man in der Regel auch gegen die Strömung / Wind an.
Wird das Steuer über ein gewisses Maß hinaus "übersteuert" (man stellt es quasi quer), tritt ein Strömungsabriss ein und die Steuerwirkung läßt stark nach. Hecksteuer haben sogar den Nachteil das sie mit größerem Ausschlag immer weniger Fäche zum Wasser hin anbieten. Das liegt an der Form, die in Normallage mit dem Kiel bündig ist, die Anbringung des Steuers ist auch nicht senkrecht sondern leicht geneigt. Durch diesen Umstand "wandert" die Steuerfläche mit der Stärke des Einschlages aus dem Wasser. Dies gilt insbesondere für Steuer die bündig mit dem Kiel in einer Flucht liegen. Steuer die die nicht so geschnitten sind (also schräg vom Ende nach unten in die Tiefe zeigen) verhindern diesen Effekt zumindest teilweise.

Eine gewisse Neigung (Kränkung) wird beim Steuern immer eintreten, dabei kippt sich das Boot etwas zur entgegengesetzten Seite der gesteuerten Richtung. Um diesen Effekt klein zu halten werden gern kleinere, aber häufigere Steuerkorrekturen bei der Fahrt gemacht.

An dieser Grafik ist das Prinzip der Kränkung zu erkennen: Je stärker der Steuerdruck, desto stärker die Neigung. Optimal wäre demnach ein Steuer in der Drehachse des Bootes. Da es aber eine bestimmte Größe hat (es kann nicht punktförmig sein) tritt dieser Effekt immer auf. Er läßt sich nur durch entsprechende Maßnahmen reduzieren.
Je größer der Hebelarm ist, desto mehr Steuerwirkung erzielt man mit der gleichen Kraft.

 

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Der Rollsitz

Statt fester Holzbänke wie am Anfang weist ein Ruderboot heute Rollsitze auf. Davor wurde aber durch gefettete Lederhosen (1865, Gleitsitz) versucht die Ruderbewegung zu verbessern, brauchbar aber waren erst die Rollsitze. Das sind kleine, harte, annähernd brezelförmige Schalen. Er ermöglicht es dem Ruderer unter Zuhilfenahme seiner Beine durch ein Vor- und Zurückgleiten eine größere Geschwindigkeit und kam 1878 in England auf. Der Ruderer kann den Weg des Ruderblattes durch das Wasser verlängern und damit die Schubkraft erhöhen.
Erfunden wurde der Rollsitz in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Eine wirklich brauchbare Erfindung meldete allerdings erst der Bremer Dentist Johann Caspar Bruncke am 13. Dezember 1890 beim kaiserlichen Patentamt in Berlin an. Dieser Rollsitz hatte eine sich drehender Achse. Zuvor hatte das primitive, noch nicht gekapselte, extrem schmierungsbedürftige und schlecht funktionierende Kugellager den Ruderern häufig Probleme bereitet.

Mittlerweile rollt man mit modernen, dicht verschlossenen, korrosions- und wartungsfreien Kugellagern. Der Nachteil: Die rhythmische Verschiebung des Körpergewichtes beeinträchtigt die Längenstabilität des Bootes. Der Extremfall ist ein Einer mit nur 17 Kilogramm, der Ruderer wiegt dagegen ca. zwichen 60 bis 90 Kilogramm. Das Boot "nickt" dann bzw. taucht rhythmisch mit dem Bug tiefer ein. Ein Effekt der nicht gewünscht ist. Diesen Effekt konnte man mit Rollauslegern minimiern.

Die Rollbahnen sind nach fast 70 jähriger Konstanthaltung der Länge heute länger, was auch an der sich geänderten Rudertechnik liegt. Dies konnte sich allerdings gegen die damals großen Widerstände erst durchsetzen nachdem im Rennsport der Vorteil einer größeren Länge, die in einer besseren Ausnutzung des Zugs in der Rückenlage besteht, nachgewiesen wurde.

Die Rollschine mit Ihrem Profil bietet den Rollen des Rollsitzes festen Halt. Heute besteht diese Schiene aus Alu-Profilen, bis dahin verwendete man geformte Messingbleche die auf ein Holzbett montiert waren. Dies gut ist in der nachfolgenden Abbildung unter b) zu erkennen.

nach Abb. 39, S.28 Handbuch f. Boote und Reparaturen, DRV

Die Rollsitze sind meistens noch aus Holz b), es ist aber nur eine Frage der Zeit bis sich das ändert. Ich hatte auch schon Träger aus Kunstoff mit Styropur als Rollsitz unterm "Po". Der Träger gab die Stabilität , der Styropur die From. Die Achsen d) des Sitzes laufen heute in Kunststoffschienen . Die Rollen sind auch schon häufig mit Kugellagern versehen. Die Rollen c) selbst sind ebenfalls aus Kunststoff, waren bis dahin aus Messing. Viele Rollsitze haben mittlerweile auch Löcher im Sitzbereich für besseren Sitzkomfort - allerdings klappt das nicht immer, wenn die Abstände mit den "Sitzknochen" nicht übereinstimmen kann das auf die Dauer schmerzhaft sein. Deshalb gibt es auch schon vorgefertiget Sitzkissen oder solche zum selber zurechtschneiden. Ich persönlich sitze auf Mauspads (für Computermäuse), die aus weichem Material mit ca. 4 - 7 mm Stärke sind. Man sollte darauf achten das das aufgeschäumte Gummi-Material geschlossene Poren hat. Das Material verliert nicht so schnell Volumen und man sitzt lange weich.

nach Abb. 38, S.12 Handbuch f. Boote und Reparaturen, DRV

 

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Die Dollen

Die ersten Boote hatten noch keine Ausleger, ein Zapfen an der Bordwand wurde verwendet um die Ruder mit Hilfe eines Lederriemens zu befestigen. Es folgten dann später U-förmige Einkerbungen in der Bootswand. Die ersten Dollen wurden auf die Bootswand montiert. Um den erforderlichen Mindestabstand zu erreichen, saßen die Ruderer verschränkt (versetzt) im Boot. Heute Ist diese Methode bei den Innenriggern noch gut zu bewundern.

Die Boote wurden mit der Zeit immer schmaler, irgenwann, mussten die Dollen auf das Ende eines Auslegers gesetzt werden. Zunächst war die Kastendolle üblich, die aus zwei Stiften und einem festen Bügel oben bestand. 1860 gab es schon Versuche von Carl Leux mit eisernen Drehgabeln, doch es dauerte bis 1871 bis sich dann in England und den USA die Drehdolle durchsetzte. Die zuerst nach oben hin offenen Dolle wurde 1897 in Berlin zur Bügeldolle weiterentwickelt. Diese konnte durch einen Bügel oben verschlossen werde. Im weiteren Verlauf der Entwicklung kam dann die Exzenterdolle, die Wechselkeildolle und die Concept II Dolle auf, die schrittweise Verbesserungen mit sich brachten. Heute werden alle Dollentypen aus Kunststoff hergestellt, was eine erhebliche Gewichtsreduktion mit sich bringt.

Das Prinzip der Dollen ist prinipiell immer gleich: Ein Stift (Dollenstift) hält die Konstruktion, die sich um den Stift herum frei bewegen kann. Die Dolle selbst hat eine Auflagefläche, die die Ruderkraft aufnimmt (an der Seite zum Dollenstift, breiter ausgeformt) und einen Teil, der das herausfallen des Skulls / Riemens verhindert (schmaler ausgeformt). Seit die Dollen aus Kunststoff sind haben diese einen Klemmbügel, der die Oberseite verschließt. Beim Wenden des Bootes oder rückwärtsrudern übt man Kraft auf die schmalere Seite aus. Die Messingbügel konnten die Kraft aufnehmen, die Kunstoffbügel würden ohne die Klemmbügel auseinanderbiegen und abbrechen.

Die Abbildung zeigt eine Exzenterdolle. Die Neigung der Dolle läßt sich gegenüber der Senkrechten um einige Grad verstellen, 4° sind es im Normalfall. Die Kunststoffkonstruktion ist auf den konisch zulaufenden Dollenstift aufgesteckt und wird mit Muttern oben gegen herausrutschen fixiert. Die ganze Konstruktion wird dann am Ausleger befestigt.

nach Abb. 60, S.34 Handbuch f. Boote und Reparaturen, DRV

 

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Die Ausleger

Mit den schmaler werdenen Booten mußte eine Lösung gefunden werden um die Hebelverhältnisse zu bewahren. 1844 wurde von dem Engländer Caspers der Ausleger eingeführt um die Konstruktion schmalerer Boote zu ermöglichen. In den letzten Jahrzehnten gab es einige unterschiedliche Auslegerkonstruktionen, von denen die meisten heute nicht mehr üblich sind. Auslegerkonstruktionen dürfen, trotz des großen Druckes beim Rudern, Verdrehungen oder zu starkes Federn nicht zulassen. Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die schon seit 1883 bekannte Idee des Rollauslegers von Empacher zur Einsatzreife gebracht.

1981 und 1983 wurde der deutsche Peter-Michael Kolbe in einem Boot mit Rollauslegern Einer-Weltmeister . Das Prinzip des Rollauslegers ist, dass das Stemmbrett und die Ausleger auf Rollen montiert sind, wobei der Ruderer fest sitzt. Somit geht weniger Kraft verloren. 1983 wurde der Roll-Ausleger aber vom Internationalen Verband wegen fehlender Chancengleichheit verboten.

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Das Ergomter

In der kalten Jahreszeit hatten die Ruderer immer ein Problem, wenn sich auf dem Wasser Eis bildet. Das Training sollte weitergehen aber wie, wenn Flüsse und zugefroren sind und die Witterung so schlecht ist, das an ein Rudern nicht zu denken ist. Verschiedene Trainingsformen bieten sich an, kaum eine ersetzt jedoch den dynamischen Bewegungsablauf des Ruderns. Meistens wurden unterschiedliche Sportarten kombiniert um das Rudern nachzubilden, denn nur das Rudern beansprucht so viele verschiedene Muskelgruppen gleichzeitig. Man mußte ein Ruderboot quasi in der Halle nachbilden. Das war die Idee des Indoor Rower, die heute zu den effektivsten Ganzkörpertrainingsgeräten gehören.

In gößeren Rudervereinen konnte man eine Zeit die Wasserbecken finden. Dabei war es quasi eine Betonwanne in deren Mitte der die Ruderer wie im Boot auf Rollsitzen saßen. Dollen waren ebenfalls vorhanden, die Skulls und Riemen waren Spezialanfertigungen. Um die gleichen Druckverhältnisse am Blatt zu schaffen wie im freien Wasser bestand das Blatt meisten nur aus einem verstärkten Rahmen und der Längsrippe (als hätte man das dünnere Matereial herausgeschnitten), ein Teil des Wassers strömte also quasi durch das Blatt. Der Rest der Fläche genügte um den Druck wie in "Freiheit" zu simuliern.

Die Geschichte von Concept II ist eng mit der Entwicklung des Rudersports verbunden. Pete und Dick Dreissigacker entwickelten das erste Modell des Concept II vor ca. 15 Jahren. Ziel war und ist es, den dynamischen Bewegungsablauf an Land zu ermöglichen. Seit einiger Zeit kann man die Concept II Ergometer auch über einfache Gleitschienen und Gummizüge miteinander zu Zweiern oder gar Vierern verbinden (oder jede andere Anzahl). Durch die Gummizüge wird die Bewegung an die anderen Ergometer weitergegeben.
Die Geräte haben aufgrund ihres Ansprechens einer Großzahl an Muskelgruppen mitlerweile auch in Fitneßhallen Einzug gehalten. Indoor Rowing - Meisterschaften werden ebenfalls seit einigen Jahren ausgetragen. Es sollen da auch Sportler antreten, die noch nie im echten Ruderboot gesessen haben.

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Das Stemmbrett

Durch das aufkommen der Rollsitze, entwicklete sich auch das Stemmbrett. Im großen und ganzen hat es seine Form beibehalten, die Materialien haben sich allerdings geändert. Eine Schiene zum Einstellen der individuellen Länge der Beine des Ruderers ist auch in alten Bote zu finden. Zuerst waren es Messingschinen mit Löchern in verschiedenen bestimmten Abständen (ca alle 5 cm), später ersetzen Kunststoffrasten die Schienen, die eine EInstellung bis auf wenige Millimeter genau zulassen.
Die Füße wurden zuerst von Lederriemen gehalten, mit denen man den Fuß am Stemmbrett festzurrte. Um die Hacke zu stabilisieren gab es ein Widerlager aus Messing, später Kunststoff, der Ferse nachempfunden. Das Brett selber hatte eine feste Neigung. Heute kann man auch diese in gewissem Umfang einstellen, das wird aber nur von Rennrudern und Profis genutzt. In dem Bereich sogen auf das Stemmbrett montierte Schuhe für eine feste Verbindung dem Boot, ein herausrutschen der Füße während des Rennens ist nicht möglich.
Heute gibt es neben den "alten" Stemmbrettern auch flexible Kunststoffelemente die in der Fußlänge variierbar sind, moderne Befestungstechnik für die Füße und ein Stütze für die Hacke besitzen. Diese Elemente werden einfach auf die Stemmbretter montiert und bieten sehr guten Halt. Auch alte Stemmbretter lassen sich gut damit nachrüsten.
Beim Rollausleger ist das Stemmbrett und die Ausleger auf Rollen montiert sind, wobei der Ruderer fest sitzt. Somit geht weniger Kraft verloren.

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Das Boot

Natürlich hat sich das Boot an sich auch in der Zeit verändert. Veränderte Techniken und neues Material haben am sichbarsten dazu beigetragen.

Bis ins 19. Jahrhundert war die Klinkerbauweise bei den Booten dieser Klasse üblich. Diese Boote waren duch ihre Bauweise schwer, man suchte nach Wegen um die Boote insgesamt leichter zu machen. Es wird dem Engländer Samuel Wolsencroft - Putney zugeschrieben, den ersten Auslegereiner um 1844 mit nur einer Planke auf jeder Seite aus Furnierholz und ohne Außenkiel gebaut zu haben. Das war der Übergang im Rennbootsbau von der Klinkerbauweise zur Schalenbauweise. Das Prinzip der Schalenbauweise hat sich bis heute erhalten, auch wenn das Materiel heute aus Kunststoff bzw. in Compositbauweise hergesellt wird. In allen Fällen spielt ein vorhandene Negativform eine Rolle, die dem späteren Boot die Form gibt.

Die Boote haben aber trotz ihrer verschiendenen Außenhaut aber viele gemeinsame Elemente:

a) - Bauern, b) - Gondelleiste, c) - Kiel, d) , e) - Ausleger, f) - Bodenbrett, g) - Dollbordplanke,
h) - Diagonale, k) - Rollschiene, m) Lochschine n) - Stemmbrett mit Stemmbretträger, o) - Dolle
a) - Stevenknie, b) - Achtersteven, c) - Steuer, d) - Steuerlehne, e) - Stuersitz, f) - Kielaufsatz,
g) - Stemmbrett, h) - Gondelleiste, k) - Vordersteven, m) - Reiter, n) - Kiel
nach Abb. 33, S.26 Handbuch f. Boote und Reparaturen, DRV

Abmessungen und Gewichte von verschiedenen Booten sind unter Bootsklassen zu finden.
Bild, weitere Details: Der Aufbau von Gigbooten
Bild: Der Aufbau von Rennbooten